Topografie: Mulde.
Lage: das Profil wurde an einem Hangfuss mit 3% Steigung angelegt. Die Höhe beträgt 490 m.ü.M.
Geologie: Schluffreiche Rissgrundmoräne des Rhonegletschers.
Vegetation: Peitschenmoos-Fichten-Tannenwald.
Achtung: dieses Bodenprofil existiert nicht mehr im Wald bei Langenthal, sondern ist im Haus des Bodens als sogenannter "Monolith" ausgestellt.
 
 
 
 
 
 
Dieser Pseudogley in der Nähe von Langenthal versteckt sich unter einer dicken Auflage aus Rohhumus – abgestorbenes Moos und andere Pflanzen. Er war bei der letzten Eiszeit nicht mit Eis bedeckt, er entstand aus Moränenmaterial aus der vorletzten Eiszeit. Daher ist er älter als viele Böden in der Schweiz. Sein Ausgangsgestein enthielt wenig Kalk und durch die Verwitterungsprozesse des Gesteins wurden Säuren frei. Hinzu kommt ein Eintrag von organischen Säuren durch den Abbau von pflanzlichem Material. All dies führte dazu, dass der Boden heute stark sauer ist. Der pH liegt bei 4, deshalb wird das Pflanzenmaterial nur sehr langsam abgebaut und auch nicht in den Boden eingemischt (unter dem Rohhumus findet sich nur ein sehr geringmächtiger Ah-Horizont). Denn Regenwürmer und andere Bodentiere fühlen sich bei diesen sauren Bedingungen nicht wohl.
Ein weiterer Grund, warum der Abbau hier nur sehr langsam passiert, ist das Wasser, das durch eine verdichtete Schicht auf 50cm nicht versickern kann. Dadurch ist der Boden immer wieder bis zur Oberfläche wassergesättigt, auch dies sind keine guten Bedingungen für Bodenlebewesen. Die temporär auftretende Wassersättigung führt zur Einteilung des Bodens als Pseudogley und ist hier sehr stark ausgeprägt (lange und häufig, aber nicht permanent). Durch das Wasser und die starke Säure ist Eisen, das aus dem verwitterten Gestein frei wurde, stark löslich. Im oberen Teil des Profils wurde es mit dem Sickerwasser nach unten transportiert – der Boden ist daher hier stark ausgebleicht bis auf eine Tiefe von 30cm. Darunter findet sich der, für Pseudogleye typische Bgg-Horizont mit Rostflecken (siehe Bodenbildung).
 
 
 
 
Dass die Schichten unterhalb von 50cm nicht bleich und rostfleckig sind wie sonst typisch beim Pseudogley (siehe Bild), kann verschiedene Gründe haben: sie können aus anderem Ausgangsgestein entstanden sein, das deutlich farbintensiver ist oder sie könnten unterhalb der verdichteten Schicht weniger verdichtet und daher auch nicht so häufig wassergesättigt sein.
 
Pseudogleye sind Böden, die Wasserstau schon oberhalb von 40cm unter der Oberfläche aufweisen. Sie besitzen einen Bgg-Horizont, der sich durch eine bleiche Färbung mit rotbraunen Flecken, einen hohen Tongehalt (in diesem Falle allerdings ein hoher Schluffgehalt) und seine Wasserundurchlässigkeit auszeichnet. Dieser Horizont verhindert, dass Wasser durch das ganze Profil versickern kann und führt zu wassergesättigten Schichten.
Der Wasserstau im Boden limitiert die Ausbildung von Wurzeln und die vegetative Entwicklung der Pflanzen. Hier können nur angepasste Arten wachsen, man findet ihre Wurzeln bis in gut 1m Tiefe. Ausserdem bewirkt die starke Feuchtigkeit eine schlechtere Kohäsion der Bodenteilchen und macht somit die Bodenstruktur instabiler. Der Boden ist somit stets weich und anfällig auf physikalische Schäden wie Verdichtung. Dies muss beim Befahren – zum Beispiel bei der Holzernte – beachtet werden. Der sehr tiefe pH-Wert ist für viele Pflanzen zusätzlich ein Problem: Fichten und Moose kommen damit gut zurecht und können hier noch wachsen.
Dieser Boden entsteht häufig auf Sedimentgesteinen wie Mergel oder Sandstein oder auf Moräne. Seine undurchlässigen Schichten bilden sich entweder durch einen hohen Tongehalt im verwitterten Gesteinsmaterial oder durch die Weiterentwicklung einer Parabraunerde: durch die Tonverlagerung kann der Toneinwaschungshorizont der Parabraunerde mit der Zeit wasserundurchlässig werden. In diesem Fall ist die undurchlässige Schicht durch Verdichtung und ihre Lage in der Senke entstanden. Die Sättigung mit Wasser führt zu Sauerstoffmangel. Unter diesen Bedingungen liegt Eisen in reduzierter Form vor und ist leicht löslich, es kann so mit der Bodenlösung transportiert werden. Trocknet der Boden ab und enthält wieder mehr Sauerstoff, oxidiert das Eisen. In dieser Form ist es schlecht löslich und fällt aus – häufig konzentriert an jenen Stellen, die zuerst abtrocknen. Dadurch entstehen die typischen Rostflecken. Die fleckigen Horizonte im Pseudogley entstehen also durch wechselnde Nässe-Bedingungen im Boden.